Naturhistorisches Museum Nürnberg

Virtuelle Aus­stellung

„Amulett, Talisman, Glücks­bringer“

Venus / Tschechien

Abstrakte anthro­po­morphe Dar­stel­lung eines weib­lichen Torso oder männ­licher Geni­talien, Dolní Věstonice XIV, Tsche­chien;
Alter zwi­schen 29.000-25.000 Jahre, Länge 8,7 cm, Mam­mut­elfen­bein (Kopie)
Hier handelt es sich um einen 8,7 cm lan­gen Stab aus Mam­mut­elfen­bein, eben­falls aus der mähri­schen Fund­stelle Dolní Věstonice (vgl. Beitrag 8), mit zwei von­einan­der ge­trenn­ten, leicht verti­kal ver­setz­ten, ei­förmi­gen Ver­dickun­gen nach dem ersten Drit­tel des Stabes. Dieser im Ori­ginal mit rund­um laufen­den Strich­bän­dern ver­zierte Stab sug­geriert eine ab­strak­te anthro­po­morphe Figur, die man ent­weder als auf­recht ste­hende weib­liche Figur deu­ten kann, oder als Doppel­phal­lus mit den beiden Testikeln.
Das Original ist am jün­geren Ende leicht be­schädigt. Mög­licher­wei­se war dort eine Per­forie­rung, da­mit es als An­hän­ger hät­te ge­tragen wer­den kön­nen. Die Kura­torin für Prä­histo­ri­sche Kunst am Bri­tish Museum, Jill Cook, hält es für sehr wahr­schein­lich, daß es sich bei die­sem Arte­fakt um einen Talis­man oder Glücks­brin­ger han­delt. Die den moder­nen Be­trach­ter zu­nächst viel­leicht irri­tie­rende Vor­stel­lung männ­licher Genita­lien als Glücks­brin­ger oder Talis­man re­lati­viert sich schnell, wenn man an die römi­schen Glücks­brin­ger in Form ge­flü­gel­ter Phalli denkt.

Adeline Schebesch

Venus aus Gagarino